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Gottesdienst

Sonntagsgruß für den 26. April - hier anklicken...

Der Psalm für den zweiten Sonntag nach Ostern, dem "Sonntag des Guten Hirten":
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele. Psalm 23,1-3

Vom guten Hirten ist die Rede am zweiten Sontag nach Ostern. Der Anfang des 23. Psalmes ist vielen gut vertraut: Der Herr ist mein Hirte. An diesem Sonntag würden wir diesen Psalm gemeinsam im Gottesdienst beten.

Ursprünglich ist der „Hirte“ im alten Orient ein Bild für den König, der hirtengleich für das Volk, für „seine Herde“ sorgt. Ein Stück Kritik an weltlicher Herrschaft mag man daran erkennen, dass das Hirtenamt in biblischen Zeiten auf Gott übertragen wurde. Den weltlichen Herrschern wurde das göttliche Führungsamt zum Vorbild gemacht. Eine Herausforderung stellt die biblische Rede allerdings dar, wenn sie heute als Erwartung verstanden wird, dass Politik ganz einfach göttlichem Ratschluss folgen könne.

Aktuell beginnt eine große Debatte, wie nun in der Corona-Krise das öffentliche Leben wieder aufgenommen werden kann. Viele beklagen, dass es keine klare und eindeutige Richtung gibt. Der Bund legt Vorgaben fest, die Bundesländer entscheiden. Viele „Hirten“ sind am Werk. Virologen und Wissenschaftler stellen Ihre Erkenntnisse zur Verfügung. Die Deutung dieser Erkenntnisse und Umsetzung im Zusammenleben ist eine politische Aufgabe. Und da höre ich zuneh-mend die Forderung, dass doch eine klare Führung her müsse. Wenn das so einfach wäre! Das, was Führung in unserem Land so schwierig sein lässt, liegt an der Komplexität des Geschehens und daran, dass viele Entwicklungen vage bleiben. Das erschwert die verantwortungsvolle Gestaltung des alltäglichen Lebens. Jede Lösung, so vernünftig sie auch erscheinen mag, hat ihre Nachteile. Im Geflecht der Interessen ist da kaum ein Konsens zu erzielen. Mit anderen Worten: Es ist nicht allen recht zu machen. Der Ruf nach einem Hirten, der klar und eindeutig sagt, in welche Richtung es gehen muss, wird der Lage in keiner Weise gerecht. Die Folgen der Krise sind für viele spürbar, betreffen Existenzen und werden noch lange das Thema sein. Jedoch: Ein eindeutiges Rezept für den Umgang mit der Pandemie gibt es so wenig wie den nötigen Impfstoff.

Trotzdem ist vieles schwer nachzuvollziehen. Welche Begegnungen im Alltag sind notwendig und sollen unter Beachtung von Regeln möglich sein? Vor Ostern rief mich jemand an und beklagte sich, dass die Kirche vor dem Staat „einknicke“ und auf öffentliche Gottesdienste verzichte. Wieso könne man am Karsonnabend im Baumarkt einkaufen gehen, aber am Ostersonntag nicht in die Kirche? Nun, ob es seiner Meinung nach angemessen wäre, dass Ordnungskräfte aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen einen Gottesdienst auflösen, so meine Frage, mochte er nicht beantworten. Dass ein Virus sich aufgrund von Gebeten und mit Gottvertrauen davon abhalten lasse, ansteckend zu sein, erschien mir wenig über-zeugend. Er sehe es nicht so eng, schließlich habe er ja mit 80 Jahren sein Leben schon gehabt, meinte der Anrufer…
Wir „knicken“ als Kirche nicht „ein“, sondern verhalten uns angemessen und verantwortungsvoll – so meine Auffassung.

Dennoch ist jetzt die Frage berechtigt, wie denn schrittweise gottesdienstliches Leben wieder möglich sein kann. Welche Auflagen sollen aufgrund der weiter vorhandenen Infektionsgefahr gelten? In jedem Fall wird eine Lösung Veränderung bedeuteten und Disziplin voraussetzen. Die Abstandsregeln gelten auch im Kirchraum, weil das Corona-Virus darauf keine Rücksicht nimmt, wo Menschen sich versammeln. Es muss möglich sein, dass wir miteinander gottesdienstliche Nähe gestalten, wenn wir dabei zueinander Distanz bewahren – jene 1,5 Meter mindestens.

Doch kann es in naher Zukunft schon wieder Gottesdienste geben mit gefüllten Bankreihen? Sollte es nur eine bestimmte Personenanzahl sein, der der Gottesdienstbesuch in einer Kirche gestattet wird, werden manche draußen bleiben müssen. Eine Erfahrung, die wir sonst nur Heiligabend machen müssen. Wie groß dürfen Kreise sein, die sich im Gemeindehaus treffen? Was erlaubt ist, ist das eine, was zu verantworten ist, das andere. Wir werden nach guten Lösungen suchen. Nachteile werden wir wohl in Kauf nehmen. Es wird in den nächsten Monaten anders sein, so groß die Sehnsucht auch sein mag, das alte, vertraute öffentliche Leben wieder zurück zu gewinnen.

Dass Gott der gute Hirte ist, fürsorglich Beistand leistet und vor Hoffnungs- und Trostlosigkeit schützt, ist ein Glaubensbild. Es stärkt das Vertrauen, dass wir auf einem guten Weg sind, begleitet und gesegnet. Führung erwarte ich im Glauben, Entscheidungen im Diskurs derer, die verantwortlich abwägen müssen, was die nächsten Schritte sein sollen. Das sollten wir nicht durcheinander bringen.

Ich wünsche uns einen gesegneten Sonntag!

Ihr Pastor Frank-Ulrich Schoeneberg

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