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Gottesdienst

Sonntagsgruß - 10. Mai - hier anklicken...

Hier der Sonntagsgruß von Pastor Frank-Ulrich Schoeneberg.

Es ist ja schon ein große Herausforderung, am Sonntag Kantate nicht singen dürfen. „Singet“ – mit dieser Aufforderung ist der Sonntag heute überschrieben. Das Singen zu unterlassen, hat einen einfachen Grund. Wer singt, der atmet tief ein und natürlich auch entsprechend aus. Den Viren in der Atemluft käme das sehr entgegen… Doch genau das, wollen wir ja verhindern. Deshalb soll auch in Gottesdiensten nicht gesungen werden.

Seit vielen Wochen darf die Kantorei nicht proben, bleibt am Dienstagabend der Gemeindesaal leer. Heute wäre die Kantorei gern dabei gewesen. Auch die Kinder der Singschule treffen sich nicht und den Sasel Spirits, den „Sasel Geistern“, geht die gospel- und probenlose Zeit ebenfalls schon längst auf den Geist…

Wir dürfen nicht singen – und ich denke an die vielen anderen Verbote, die seit langer Zeit gelten, Einschränkungen, Abstands- und Distanzregeln, einander nicht besuchen zu dürfen: Muttertag ohne Besuch… Telefonate können eine Umarmung nicht ersetzen. Was aber würden wir tun, wenn es das Telefon nicht gäbe? Wir können einander nur mit unseren vertrauten Stimmen umarmen.

Lockerungen sind gefragt, aber so schnell geht es wohl nicht. Ich glaube, wir werden das, was uns vertraut war und wir als normalen Umgang erinnern, sicher irgendwann wieder neu lernen müssen.
Noch müssen wir Distanz waren. Ich musste es regelrecht verlernen bei Begegnungen, nicht die Hand zum Gruß zu reichen. Manchmal zuckt es noch, wie altgewohnt „Guten Tag“ zu sagen. Dann muss ich die ausgestreckte Hand schnell wieder zurückziehen. Ich fürchte, ich werde den Handschlag wieder lernen müssen, wenn es so weit ist.

Die noch notwendige Isolation wird Einsamkeit verstärken – ich bin sicher, wir werden uns miteinander neu auf den Weg machen müssen, Gemeinschaft zu erleben. Ich bin jedoch zuversichtlich, weil wir im Glauben dazu immer wieder angestoßen werden, weil Glaube Gemeinschaftswerk ist und jeder Gottesdienst Gemeinschaft schenkt mit Gott und untereinander. Darum bin ich so froh, dass wir uns wieder sonntags versammeln dürfen, damit wir in Übung bleiben.

Die im Alltag eingeübten Vermeidungsstrategien, werden wir wieder verlernen müssen. Ich meine nicht, dass wir morgen schon damit anfangen sollten. Noch ist Krise, noch herrscht Pandemie. Aber schon jetzt dürfen wir uns immer wieder sagen, dass das alles nur vorläufig ist und ein Ende haben wird. Das ist die Hoffnung, die uns Christen auszeichnet und stärkt: Keine Krise, keine Furcht, keine Angst, weder Leid noch Tod trennt uns von Gott. Am Ende werden wir aus all diesem auferstehen…

Das sei den Älteren gesagt: Isolation und Einsamkeit werden ein Ende haben. Die Familien sollen wissen, dass am Ende die Gemeinschaft und Liebe krisenerprobt noch tauglicher und erfüllter sein wird als zuvor.
Am Ende werden wir zurückschauen, auf die Coronazeit und werden sagen: Weißt du noch 2020, als im Sommer die Menschenschlange vom Eisladen am Saseler Markt bis hin zum Saselhaus reichte, weil alle Wartenden geduldig in 1,5 Metern Abstand hielten, weißt du noch?

Wir werden zurückblicken und ich hoffe, dass da nicht nur Anekdoten erinnert werden, sondern auch die solidarischen Anstrengungen im Gedächtnis sind, den Opfern der Krise, den um ihre Existenz bangenden Mitmenschen beigestanden zu haben.

Die Lesung heute aus dem Kolosserbrief (Text, siehe unten) ist eine freundliche Ermahnung und Ermutigung – so wirkt sie auf mich. Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld sollen wir anziehen wie Kleider, die uns gut stehen, die zu tragen uns auszeichnet. Vor allem Geduld, davon bräuchte ich noch einiges im Kleiderschrank meines Alltags: Wann ist es endlich wieder so weit, Freunde zu sehen, Familie zusammenzurufen, die Verwandten wieder zu besuchen…
„Ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander“ – wie mögen wohl Familien diese Aufforderungen hören, nach Wochen des Homeoffice, der Kinderbetreuung und Beschulung zu Hause? Was Eltern leisten und was Kinder aushalten müssen ist enorm und überschreitet die Grenzen der Kraft und Geduld.

Wir werden einander viel vergeben müssen, wenn wir es geschafft haben und auf die Krise zurückschauen, sagte vor einiger Zeit der Gesundheitsminister Jens Spahn. Wir werden erst im Rückblick erkennen, was richtig und hilfreich war, und manches, was falsch war, auch. Vergebung wird nötig sein und ist es eigentlich doch auch schon jetzt in dem Sinne, die Enttäuschung und den Frust nicht am Nächsten auszulassen.

„Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.“ Wunderschön finde ich diese Einladung. Denn mit unseren Mündern aus voller Kehle dürfen wir ja nicht singen – aber im Herzen schon.
Was für ein Bild, im Herzen zu singen, tief im Innersten alles zum Klingen zu bringen, sich einer unhörbaren Melodie hinzugeben, die uns im Sinn ist. Ein Choral, ein Lieblingslied, ein vertrautes Kinderlied erfüllt uns dann in Gedanken, schenkt Ruhe und Besinnung. Religion, die Rückbindung an das, was uns trägt und unser Ursprung ist, was für uns Gott ist, benötigt dieses inwendige Singen, eine geistliche Musikalität, die geübt werden will.

Wenn ich mit oder im Herzen singe, ist das für andere nicht hörbar, kein kräftiges Atmen, sondern stilles Singen – Viren habe da keine Chance!

Aber der Seele tut es gut, sie atmet auf, wenn uns eine Melodie durchzieht und uns vielleicht still summen lässt. Herzenssängerinnen und Herzenssänger spüren ein Einvernehmen, erleben die Harmonie, die nicht die Wirklichkeit verkleistert, sondern neue Kraft zukommen lässt, den Alltag zu bestehen, auszuhalten und tapfer zu gestalten.

Im Einvernehmen gelingt es mir, mit dem umzugehen, was schwer ist.
Einvernehmen – nicht die Welle brechen,
sondern sich von ihr tragen lassen
Gott hilft dabei,
nicht jammern, sondern jetzt den Alltag gestalten, vorläufig, auf Zeit natürlich,
und immer wieder einüben, was am Sonntag Kantate heute nur still erlaubt ist:
Singt Gott dankbar in euren Herzen!

Es gelingt ohne den Mund aufzutun.




Kolosser 3,12-17

Zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.

Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

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