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Gottesdienst

Sonntagsgruß - 17. Mai - hier anklicken...

Für den Sonntag Rogate (Betet!) am 17. Mai haben Stud. Theol. Kolja Rowlin und Pastorin Sandra Starfinger den Impuls „Unterbrich mich nicht…“ neu aufgelegt und im Gottesdienst als Predigtdialog inszeniert.

»Vater unser im Himmel.«

»Ja?«

»Unterbrich mich nicht! Ich bete.«

»Aber du hast mich doch angesprochen!«

»Ich dich angesprochen? Äh...nein, eigentlich nicht. Das beten wir eben so: Vater unser im Himmel.«

»Da - schon wieder! Du rufst mich an, um ein Gespräch zu beginnen, oder? Also, worum geht's?«

»Geheiligt werde dein Name...«

»Meinst du das ernst?«

»Was soll ich ernst meinen?«

»Na, dass du meinen Namen heiligen willst. Was bedeutet das denn für dich?«

»Es bedeutet...es bedeutet...meine Güte, ich weiß nicht, was es bedeutet. Woher soll ich das denn wissen?«

»Es heißt, dass ich dir viel bedeute und du meinem Namen Ehre machst.«

»Aha, hm… Klar. Wobei… Ehre, das klingt so altmodisch. Naja… Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden...«

»Tust du etwas dafür?«

»Was ist denn das für eine Frage? Ich bete doch gerade. Außerdem spende ich regelmäßig und gehe auch manchmal zum Gottesdienst, falls du dich erinnerst.«
»Natürlich tue ich das. Und was ist dein persönlicher Beitrag zu mehr Frieden und Gerechtigkeit in der Welt?«

»Warum fragst du mich das? In der Corona-Krise rette ich quasi Leben, indem ich Zuhause auf dem Sofa bin. Das könntest du mir ruhig etwas mehr anrechnen. Außerdem gibt es genug andere, die mehr Einfluss haben als ich. Die kannst du auch mal fragen, ob sie das mit dem „social distancing“ wirklich richtig verstanden haben!«

»Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich dachte, du wärst persönlich daran interessiert, dass mein Wille mehr beachtet wird auf der Welt. Du betest doch darum.«

»Bin ich auch. Aber kann ich jetzt mal weiter beten? Unser tägliches Brot gib uns heute...«

»Das finde ich toll, dass du nicht nur um dein Brot bittest, sondern um Brot für alle, um Brot für die Welt.«

»Ja, das ist mir wirklich wichtig. Und satt sein allein ist auch noch nicht genug, finde ich. Für ein gutes Leben braucht man noch mehr als Nahrung. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.«

»Klingt gut. Der Spruch könnte von mir sein… Und weißt du, gegenseitige Unterstützung ist so wichtig – im Kleinen wie im Großen. Was die Menschen in deiner Stadt tun, hat Auswirkungen auch auf Menschen in ganz anderen Teilen der Welt.«

»Da hast du Recht, aber es ist auch schwer alles und jeden im Blick zu behalten. Fehler passieren, auch wenn man es nicht beabsichtigt. Darum bete ich ja auch: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.«

»Und Christoph?«

»Christoph? Echt jetzt? Mit dem will ich nichts mehr zu tun haben. Seine Arroganz und Überheblichkeit kann ich einfach nicht aushalten.«

»Hört sich ganz so an. Aber was ist mit deinem Gebet?«

»Das hat doch nichts mit ihm zu tun. Er soll erstmal seine Fehler einsehen und sich bei mir entschuldigen.«

»Ach, ja. Sich selbst bloß keinen Zacken aus der Krone brechen und den ersten Schritt tun. Oh…, habe ich das gerade laut gesagt? Was ich eigentlich meinte: Fühlst du dich denn gut dabei?«

»Gut? Nein, nicht wirklich.«

»Ich sage nicht, dass es einfach ist, aber wie wäre es, wenn du ihm seine Fehltritte dir gegenüber vergibst. Mit der Vergebung habe ich so meine Erfahrung und kann dir sagen, dass sie wirklich vieles verändern kann.«

»Ich werde es mir überlegen. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen...«

»Gut, dass du mich darum bittest, aber du kannst auch etwas dazu beitragen.«

»Woran denkst du?«

»Das Böse, fängt das nicht in den eigenen Gedanken und im Herzen an? Alle Schuld auf die schieben, die neu dazukommen oder jemanden ausschließen, weil man findet, dass er oder sie irgendwie anders ist. Hast du diese Versuchung noch nie gespürt?«

»Ich finde, jetzt wird es aber ungemütlich. Ich wollte doch nur ein Vaterunser beten und jetzt habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass es hier auch immer wieder um mein Leben geht.«

»Was soll ich sagen? So wie dir geht es vielen im Laufe des Lebens. Bete ruhig zu Ende.«

»Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.«

»Amen.«

»Ja, das stimmt. Wenn ich so überlege, sind diese drei bei dir wirklich gut aufgehoben.«





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