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Gottesdienst

Audio-Predigt für den 7. Februar 2021 - Gott sät in Fülle - hier anklicken...

von Pastorin Susanne Bostelmann

Sie können die Predigt hören, indem Sie im folgenden Kästchen auf die Pfeilspitze klicken.



Hier ist der Text der Predigt zum Lesen.

Lukasevangelium 8,4-8

4Eine große Volksmenge versammelte sich um Jesus, und aus allen Orten strömten die Leute zu ihm. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis:5»Ein Bauer ging aufs Feld, um seine Saat auszusäen. Während er die Körner auswarf, fiel ein Teil davon auf den Weg. Die Körner wurden zertreten, und die Vögel pickten sie auf.
6Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden. Die Körner gingen auf und vertrockneten schnell wieder, weil sie keine Feuchtigkeit hatten. 7Ein weiterer Teil fiel zwischen die Disteln. Die Disteln gingen mit auf und erstickten die junge Saat. 8Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Die Körner gingen auf und brachten hundertfachen Ertrag.«
Dann rief Jesus noch: »Wer Ohren hat, höre!«

Wer Ohren hat, höre!
Jemand geht, um zu säen, Lebenssamen einzusäen in die Welt und in unser Leben: Lebensenergie, Kraft, Fähigkeiten, Talente, Trost und Vertrauen.

Die Saat wird weit ausgestreut. Ein Teil fällt auf den Weg und wird zertreten.
Ich denke an Worte, die Talente zertreten können: „Das kannst du sowieso nicht.“ Manchmal kommt Trost nicht an. Zuwendung wird missverstanden. Hoffnungen und Träume wurden zertreten. Worte an Gott bleiben ohne Antwort– sie verhallen im Nichts.
Ich trauere um Saat in meinem Leben, die keine Chance hat aufzugehen.
Ich trauere jetzt, in dieser Zeit des Lockdowns, um Lebenszeit, die verrinnt. Vieles, was das Leben lebenswert macht, fällt gerade aus. Wir können uns nicht treffen. Keine Aufgaben und Ziele, keine Festlichkeiten, keine Höhepunkte. Hoffnung auf ein Ende wird immer wieder zertreten von zu hohen Infektionszahlen, von neuen Virusmutationen.
Herr, erbarme dich.

Die Saat wird weit ausgestreut. Ein Teil fällt auf felsigen Untergrund. Sie geht auf, aber verdorrt gleich wieder, denn sie hat keine Wurzeln. Die Pflanzen können so keine Nährstoffe ziehen.
Ich erlebe immer wieder, wie begrenzt meine Möglichkeiten sind, meine Kraft, meine Energie. Ich denke an Pläne, Wünsche, Ziele in meinem Leben, die ich loslassen muss, weil ich nicht genügend Kraft dafür hatte. Oder weil die Zeit nicht reicht. Ich habe Chancen verpasst. Ich spüre die Enttäuschung, dass so vieles nicht möglich ist.
Ich hadere gerade jetzt, in den Zeiten des Lockdowns, mit mir: Warum fühle ich mich manchmal so leer? Warum bin ich nicht gelassener ja, fröhlicher in meinem reduzierten Alltag? Es scheint, ein Teil meiner Wurzeln ist nicht tief genug. Warum habe ich nicht mehr Vertrauen? Warum verdorrt meine Hoffnung?
Herr, erbarme dich.

Die Saat wird weit ausgestreut. Ein Teil fällt unter die Dornen.
Manchmal spüre ich, dass beides in mir wächst: eine zarte Pflanze Hoffnung - und das viel kräftigere Unkraut. Es wächst schneller als die Saat und erstickt sie.
Manches steht mir im Wege – auch ich mir selbst. Trägheit hält mich ab Ziele zu ver-folgen. Wenn es einfach ist und nicht viel kostet, dann kann ich gut reden und engagiere mich. Werde ich auf die Probe gestellt, zu tun, was Not tut, versage ich manchmal.
Jetzt, in der Zeit des Lockdowns, wird die Hoffnung auf die Probe gestellt. Es zeigt sich: Hoffnung auf eine schnelles Ende, auf schnelle Impfung aller, greift zu kurz. Worauf hoffen wir?
Herr, erbarme dich.

Die Saat wird weit ausgestreut. Ein Teil fällt auf fruchtbaren Boden. Und sie geht auf und trägt hundertfach Frucht.
Gott sei Dank!
Gute Saat geht auf in Momenten des Gelingens: Arbeit wird wertgeschätzt. Einsatz trägt Frucht, wächst und gedeiht.
Gute Saat, das sind Worte, die helfen: „Ich glaub an dich“ - und ich richte mich auf. Oder: „Egal, was ist, ich steh zu dir“ - und ich kann den nächsten Schritt machen. Solche Worte brauchen wir von Eltern, Trainerinnen, Freunden oder Kolleginnen. Aber schon längst hat Gott uns dieses Samenkorn geschenkt. Gott sagt uns mit der Taufe: „Du bist mein geliebtes Kind“. Dieses Samenkorn geht auf in meinem Leben, wenn ich mein Glaube lockerer, nahrhafter Boden ist. Der Dünger dazu ist Vertrauen.

Gute Saat, das sind Worte, die wir mit dem Herzen hören können. Die Bibel hat viele gute Worte, die wie Samenkörner in uns aufgehen können.
In Zeiten des Lockdowns denke ich immer wieder an den Ps 126: Wenn der Herr die Gefangenen erlöst, werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und Jubelns sein ... Wer unter Tränen mit der Saat beginnt, wird unter Jubel die Ernte einfahren.“
Mit diesen Worten will ich meine Hoffnung wachsen lassen: Menschen haben schon immer schwierige Situationen erlebt und dennoch Hoffnung gesät. Unsere Situation im Moment ist nicht leicht. Aber wir werden wieder lachen, jubeln, feiern, so wie wir es jetzt erträumen, diese Verheißung ist uns sicher. Jetzt haben wir eine Durststrecke, in der ich mich manchmal wie gefangen fühle. Aber gerade jetzt können wir säen: wir können einander erzählen von unseren Hoffnungen und Träumen, für die Zeit jetzt und für die Zeit, wenn die Pandemie besiegt ist. Und diese Hoffnungen werden eine gute Saat sein, wenn es um unser gemeinsames Lebenshaus geht. Wenn wir die anderen dabei im Blick haben und Gottes Schöpfung auch. Jetzt können wir säen, können Weichen stellen, wie wir miteinander leben wollen, ein erfülltes Leben leben wollen für alle. Die Schriftgelehrten, darunter Jesus, fassen es so zusammen: „Du sollst Gott lieben und deine Nächsten und dich selbst.“ Ein Samen, aus dem Hoffnung keimen kann. Auch wenn die Zeiten für viele bitter sind um Moment, gerade jetzt sind wir gefordert, gutes Miteinander für unsere Gemeinschaft auszusäen. Dann werden wir die Ernte mit Jubel einfahren können.

Die Saat wird weit ausgestreut. Immer wieder sät Gott aus. Immer wieder wird ein Teil der Saat zertreten, verdorrt oder erstickt werden. Die Bedrohung der Lebensenergie ist immer da. Und immer wieder sät Gott aus. Immer wieder verschenkt sich Gott. Für uns. Aber auch mit uns.
Denn auch wir sind wie Gottes Samen, ausgestreut, um zu keimen und Wurzeln zu schlagen. Wir sind Gottes fruchtbringende Versuche, in dieser Welt Platz zu finden und zu wachsen.
Gott streut uns aus, großzügig. Gott streut uns aus mit der Zuversicht, dass wir als Samen der göttlichen Liebe schon Fuß fassen werden. Wir werden fruchtbar werden, weil es die göttliche Unbekümmertheit so will.
Und einiges fiel auf gutes Land, und es ging auf und trug hundertfach Frucht.
Wer Ohren hat, höre!
Amen

Gebet

Gott, du schenkst uns Worte des Lebens.
Wir beten für unsere Kinder und Jugendlichen: Dass sie lernen können. Dass sie sich entfalten können und ihren Weg finden. Hilf uns, die Kinder loszulassen, wo es nötig ist, und ihnen zu helfen, wo sie es brauchen.

Wir beten für unsere alten Menschen. Öffne uns die Augen, dass wir anerkennen, wo sie uns guten Boden bereitet haben. Schenk uns Geduld, denn auch wir werden älter.

Wir beten für unsere christlichen Kirchen weltweit. Wir sind viele, die an dich glauben.
Hilf uns, dass wir im guten Sinne geschwisterlich miteinander umgehen.

Wir beten für alle, deren Hoffnungen zertreten scheinen. Wir denken an die Kranken, die nicht wissen, ob sie wieder gesund werden. An Eltern und Kinder, die unter starkem Druck leiden. An die Schlaflosen und Einsamen.

Im Vertrauen auf dich und deine Verheißungen beten wir gemeinsam, wie du uns zu beten gelehrt hast:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

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