Fünf Stunden lang zu Fuß - marschierten fünfzig Saseler am 24.2.07 von der Bücherhalle am Saseler Markt zum Hamburger Rathaus und übergaben erneut eine Petition mit der Bitte, die Bücherhalle in Sasel zu belassen

"Wir haben viel erreicht" - Zwei bürgerbewegte Jahre im Bemühen um den Erhalt der Saseler Bücherhalle und gegen den Ring-3-Straßenausbau

Wortlaut der Reden auf dieser website:
siehe Rubrik "TEXTE" - Kapitel "HÖREN-SAGEN"

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Ende Februar, am Samstag, dem 24., machten sich gut 50 Bürger aus Sasel zu Fuß von der Bücherhalle auf den Weg in die Innenstadt. Sie erreichten das Hamburger Rathaus nach fünf Stunden. Dort hatten sie erneut eine Petition abgegeben, die den Erhalt der 1929 gegründeten Bücherhalle im Stadtteil Sasel fordert.

Zuvor hatte es vor Ort an der Bücherhalle in Sasel eine letzte Demonstration gegeben, an der sich über hundert Menschen beteiligten.

Im Vicelin-Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde hatte im Januar 2005 die große Protestbewegung ihren Ausgang genommen, in einem Offenen Marktgespräch zur Lebens- und Verkehrssituation im Stadtteil. 160 Menschen hatten daran teilgenommen.

Bald gründete sich die Initiative "Lebenswertes Sasel". Sie koordinierte in verschiedenen Arbeitsgruppen die Aktivitäten sowohl für Demonstrationen als auch für die intensive politische Arbeit. Höhepunkt war das erfolgreiche Bürgerbegehren, für das im Jahr 2005 mehr als 16.000 Menschen ihre Unterschrift gegeben hatten.

Dennoch, der Ring-3-Erweiterung wurde seitens des Senates Vorschub geleistet durch den gegen den Bürgerwillen und mit Polizeischutz durchgesetzten Ausbau der großen Kreuzung an der Stadtbahnstraße. Im März 2006 wurden dort trotz tagelanger Mahnwachen die Bäume gefällt.

Und für den 31. März 2007 wurde in Sasel der letzte Ausleihe-Tag in der Bücherhalle festgesetzt, dann wird die traditionsreiche öffentliche Leihbibliothek im Stadtteil für immer ihre Pforten schließen. Der Grund ist eine Einsparmaßnahme, die pro Jahr 100.000 Euro erbringen soll. Dabei besitzt Sasel eine der bestbesuchtesten Stadtteil-Bücherhallen von ganz Hamburg.

Die Bücherhalle wird verlegt und eröffnet neu - zusammengelegt mit der Poppenbütteler Bücherhalle - am Standort des Einkaufszentrums AEZ am Heegbarg. Die großen Einkaufszentren sind "Menschenmagneten", die den Bücherhallen zugute kommen, so die Meinung des Kultursenates. Die Saseler indes werden ihren "Menschenmagneten" Bücherhalle vermissen und befürchten eine weitere Verarmung des öffentlichen Stadtteillebens.

Ihrer Wut und ihrer Trauer wollten die Mitglieder der Initiative "Lebenswertes Sasel" und ihre Freunde Ausdruck geben durch den langen "Marsch der Leser" am 24. Februar 2007 zum Rathaus.

In der Initiative hatten sich viele Einzelpersonen, Vereine, die ARGE, die IWG (Saseler Geschäftsleute) und die evangelische Kirchengemeinde zusammengeschlossen. Das Bündnis besteht weiter, auch wenn die jahrelange Arbeit für die beiden großen Ziele unvollendet geblieben sind.

Wir danken allen, die die Arbeit der Initiative "Lebenswertes Sasel" auf vielfältige Weise unterstützt haben - durch ihre guten Ideen, durch Ermutigung, manche hilfreiche Spende - und vor allem durch die Zivilcourage, wenn es darum ging, Gesicht zu zeigen auf der Straße.

Unser "Tagebuch" zeigt auf dieser website in einigen Streiflichtern Stationen der beiden Jahre auf.

Den Wortlaut der beiden letzten Ansprachen zum "Marsch der Leser" finden Sie in der Rubrik TEXTE, unter "HÖREN-SAGEN".

Die Kirchengemeinde war in diesen zwei Jahren nicht nur Begleiterin, sondern Mitstreiterin. Als während einer der vielen Aktionen der Saseler Markt und die Bücherhalle in einer Menschenkette "umarmt" wurden, lud die Kirchengemeinde parallel zu einem stillen "Gebet für den Stadtteil" in die Vicelinkirche ein.

Als sich schließlich draußen bei der Markt-Umarmung alle die Hände reichten, läuteten die drei alten Glocken. Getreu dem Motto des Propheten Jeremia: "Suchet der Stadt Bestes, und betet für sie, denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl (Jeremia 29,7).

Thomas Jeutner


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